Ausschreibung:
Ein Kooperationsprojekt zwischen der galerie KUB, den Cammerspielen und Werk 2 – Kulturfabrik Leipzig e.V.
Das diesjährige Sommertheater derCammerspiele Leipzig findet im Zeitraum Juli / August in der galerie KUBund dem Werk 2– KulturfabrikLeipzig statt. In inhaltlicher Anlehnung an den durch das Theaterensemble erarbeiteten Stoff der Nibelungenrufen wir Künstler und Künstlerinnen auf, sich mit ihrer eigenen Kreativität in die Umsetzung einzubringen. Aufgerufen sind KünstlerInnen, die sich sowohl an der Erarbeitung eines Bühnenbildes maßgeblich beteiligen und darüber hinaus eine begleitende Ausstellung im Kontext der Nibelungen erarbeiten. Für die Finissage am 21. August können insbesondere Performancekunst-Projekte eingereicht werden.
Durchführung:
Am 20. Juli findet in der galerie KUB die Theater-Premiere der Cammerspiele statt. Anschließend wird die Ausstellung feierlich eröffnet. Nach 7 weiteren Vorstellungen in der galerie KUB ziehen die Cammerspiele – und damit das Kunstwerk „Bühnenbild“ – weiter in die Kulturfabrik des Werk 2. Die Ausstellung verbleibt in den Räumlichkeiten der Galerie und wird dort mit einer Finissage am 21. August beendet. Die Finissage markiert dabei nicht nur den letzten Ausstellungstag, sondern den ersten Todestag Christoph Schlingensiefs – seinerseits Grenzgänger zwischen Theater, Performance und bildender Kunst – dem die Performance gewidmet sein wird.
Rahmenbedingungen:
Bühnenbild: die Vorstellung der Cammerspiele findet auf dem überdachten Innenhof der galerie KUB und des Werk 2 statt. Die Bühne ist etwa 20 m² groß und kann variabel eingesetzt werden.
Ausstellung: Für die Ausstellung stehen 100 m² Raumfläche zur Verfügung.
Entwürfe: Eingereichte Entwürfe können in einem 25 m² großen Raum zur Vernissage präsentiert werden.
Performance: Am 21. August, dem Todestag von Christoph Schlingensief, soll im Rahmen einer Finissage der Abend mit Performancekunst ausgefüllt werden. Zur Verfügung steht dabei das gesamte Gelände der galerie KUB (Innenhof, großer und kleiner Galerieraum). Erzielte Einnahmen kommen Schlingensiefs Operndorf zu Gute.
Für die Materialkosten steht ein Budget von 500 Euro zur Verfügung. Teilnehmende Künstler erhalten mit 250 Euro eine Aufwandsbestätigung, wobei sich für die Erarbeitung von Bühnenbild und Ausstellung das Honorar entsprechend erhöht. Mehrfachbewerbungen (Entwurf des Bühnenbildes, Ausstellung, Performance) sind somit ausdrücklich erwünscht, wobei der Ausstellung eine zentrale Stellung zukommt. Einzelbewerbungen von Performancekünstlern werden sehr gerne entgegengenommen und erhalten ebenfalls ein Honorar von 250 Euro.
Der Aufbau in der galerie KUB wird assistiert.
Einsendeschluss (Poststempel)ist der24. Juni 2011. Eine Bewerbung per E-mail ist unter kontakt@galeriekub.de möglich.
Inhalt:
Die Nibelungen
Projektleitung/Regie: Elisa Jentsch, Christian Hanisch, Sebastian Börngen
Drei Regisseure widmen sich dem Werk und leiten daraus eine jeweilige Teilepisode ab, um wiederum zur Gesamtinszenierung beizutragen.
Zentrale Figuren/Themen der drei Teilepisoden:
Teil 2: Der Nibelungenschatz
„Netzwerker“ oder „Zerstörer“? Wofür steht er, weshalb steht er im Zentrum der Begierde?
Das Nibelungenlied – das „Nationalepos der Deutschen“, so wird die wohl wichtigste Ausprägung der Nibelungensage, dieses mittelalterlichen Heldenepos´ um Kriemhild und Siegfried häufig bezeichnet. Aber was ist das überhaupt, ein Nationalepos, und was hat das heute, in Zeiten von Vernetzung, Globalisierung und Cyber-War noch mit uns zu tun? Begründet sich unsere moderne deutsche Gesellschaft tatsächlich auf dieser Geschichte, in der es häufig alles andere als behutsam zugeht, in der vielmehr gemetzelt, gemordet und intrigiert wird? Istes eine Geschichte von vorgestern oder gibt es vielleicht erstaunliche Parallelen zu unserer heutigen Lebenswelt?
Von den Nibelungen lernen heißt siegen lernen – Stimmt das? Kommt man mit Machtsucht, Habgier und Betrug weiter als mit altmodischen Werten? In diesem Zusammenhang stehen sich bei den „Nibelungen“ wie auch in unserer heutigen modernen Gesellschaft zwei Entwürfe gegenüber: Der individuelle Kampf „alle gegen alle“ und das gemeinschaftliche „miteinander Leben wollen“. In der offenen Marktwirtschaft etwa kämpft letzten Endes jeder für sich allein, wäre nicht zum Beispiel die Forderung nach einem Grundeinkommen die gerechtere Lösung? Oder würden sich die Leute dadurch zu einer schon jetzt von einigen proklamierten „spätrömischen Dekadenz“ hinreißen lassen, deren Ausmaße unbestimmt sind? Mit Blick auf den aktuellen Plagiatsfall „zu Guttenberg“ kann auch die Frage aufgeworfen werden: Wie weit kann Egoismus und persönliche Selbstverwirklichung gehen und wo muss Gemeinsinn anfangen, damit Gesellschaft überhaupt funktioniert – inwieweit wird die vermeintliche Scheinheiligkeit eines Einzelnen von der Gesellschaft geduldet und aufrecht erhalten bzw. am Ende doch von ihr gemaßregelt? Das Format des Sommertheaters eignet sich optimal, mit einer leichter eingeschlagenen Erzählweise ernste Fragen an ein großes Publikum heranzubringen.
Alle Teilinszenierungen sind auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, was für eine (deutsche) Identität sich aus dem als „Nationalepos“ geltenden Stoff ableiten lässt – was genau wird uns darin vermittelt und was hat das Ganze heute noch mit uns zu tun?